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Der kritische Blick

Bio-Piraterie: Das Geschäft mit der Heilung


Schon seit Jahren gibt es einen ungleichen Kampf. Ausgetragen wird er von den Heimatländern heilender Wirkstoffe auf der einen und von Industriestaaten auf der anderen Seite. Lange Zeit war es üblich, dass die Herkunftsländer nicht am Gewinn beteiligt wurden, der durch die bei ihnen gewachsenen Pflanzen erzielt wurde. Das Nagoya-Protokoll sollte das ändern.

Gen oder Wirkstoff?

Es geht um viel bei der Bio-Piraterie. Es geht um Artenschutz, um genetische Ressourcen von Tieren, um heilende Pflanzen. Betroffen ist die Herstellung von Kosmetika, aber auch die Lebensmittelproduktion und nicht zuletzt die von Medikamenten. Viele Unternehmen reicher Länder hatten sich an all dem bedient, ohne die Herkunftsländer mit einzubeziehen bzw. sie an den Vorteilen daran zu beteiligen. Als das bereits im Jahr 2010 geändert werden sollte, waren Verhandlungen um ein Haar schon beendet, bevor sie richtig losgingen. Denn die Parteien stritten sich um die Frage, ob nur Gene oder auch die daraus entwickelten Wirkstoffe geschützt werden sollten. Die Industriestaaten wollten nur Gene schützen, doch das hätte bedeutet, dass fast alle diskutierten Fälle von Bio-Piraterie faktisch aus der Welt geschaffen worden wären. Letztlich wurden die Wirkstoffe nach harten Kämpfen doch einbezogen.

Die nächsten Schritte

Von der Verabschiedung des Nagoya-Protokolls bis zur Unterschrift in Deutschland verging ein knappes Jahr. 2010 im japanischen Nagoya im Rahmen der 10. UN-Naturschutzkonferenz verabschiedet, dauerte es bis zum Sommer 2011, bis auch Deutschland unterschrieb. Insgesamt 92 Industriestaaten haben das Protokoll bereits unterzeichnet, ratifiziert wurde es jedoch nur von bislang 19 Ländern. Zuletzt hatte Norwegen im Sommer 2013 die Ratifizierung verkündet.

Michael Frein, Umweltexperte beim Evangelischen Entwicklungsdienst, war schon 2010 vorsichtig mit übermäßig positiven Wertungen. Nachdem die ersten Schritte getan wurden, hatte Frein damals gesagt: „Was nun verabschiedet wurde, ist aus Sicht der Entwicklungsländer kein Anlass zur Euphorie, aber eine gute Basis, um weiter zu verhandeln.“ Die nächste Bewertung soll im Jahr 2014 stattfinden.

Good Will bei den Unternehmen?

Wie jedes Gesetz, jedes Protokoll und jede Vereinbarung bietet auch das aktuelle Schriftstück Schlupflöcher, die es zu schließen gilt. Ein Beispiel macht das deutlich. Im Nagoya-Protokoll ist festgehalten, dass die Unternehmen Institutionen benennen müssen, die bestätigen, woher die biologischen Ressourcen im Einzelfall stammen und dass die Herkunftsländer an den Gewinnen beteiligt werden. Das riecht stark nach einer Selbstkontrolle der Unternehmen. Doch dass bei nach Gewinn strebenden Global-Playern der Pharmaunternehmen Ehrlichkeit und Fairness so stark ausgeprägt sind, darf stark bezweifelt werden.


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