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Eiche

Eiche

Eiche
(Quercus)

Gattung der Familie Becherträger, sind meistens stattliche Bäume. Das Blatt ist in der Knospenlage länglich gefaltet und hat sehr vergängliche Nebenblätter. Die, in schlaff-herabhängenden Kätzchen stehenden, männlichen Blüten haben eine 5 – 9 teilige Blütenhülle. Die einzeln sitzenden, weiblichen Blüten sind von einer, aus verwachsenen, dachziegeligen Schuppen gebildeten Becherhülle umschlossen. Die mit lederartiger Schale versehenen, durch Fehlschlagen einfächerig und einsamig gewordene Nuss ist am Grunde von der später holzig werdenden Becherhülle umschlossen.

Deutsche Eiche

(Q. robur)

Hat verkehrt-eiförmige, seltener länglich-elliptische Blätter, die an der Basis herzförmig, verschieden gelappt, und mit unbespitzten, gewöhnlich stumpfen kappen versehen sind, die anfangs weichhaarig und später stets ganz kahl werden. Die deutsche Eiche, welche zweifelsohne die größte Zierde unserer Wälder ist, zerfällt in zwei verschiedene Unterarten:



Sommereiche

(Q. pendunculata)

Roteiche, Edeleiche, Stieleiche,mit länglich verkehrt-eiförmigen, am Grunde tief ausgerandeten, sehr kurz gestielten, fast sitzenden und stets kahlen Blättern und einzelner, länglicher, paarweise oder bis zu 4, an langen, hängenden Stielen sitzender Frucht. Dieselbe hat eine gedrücktere und
mehr horizontal ausgebreitete Krone.

Wintereiche

(Q. sessili-flora)

Schwarzeiche, Traubeneiche, Steineiche, hat verkehrt-eiförmige, stets kahle und länger gestielte Blätter und eine einzelne, bauchig-eiförmige oder zu mehreren sehr kurz-gestielte, so zu sagen am Holz der Zweige angeheftete Frucht. Die Wintereiche hat eine höher gebaute Krone die geringerem Kronendurchmesser.

Weichhaarige Eiche

(Q. pubescens)

Hat verkehrt-eiförmige, oder längliche, buchtige, gestielte, in der Jugend filzige, im Alter zuletzt kahle Blätter und eine eilängliche, gehäufte, auf kurzen, dicken Stielen stehende Frucht.

Zerreiche

(Q. cerris)

Österreichische Eiche, burgundische Eiche, hat verkehrt-eiförmig-längliche, eingeschnitten spitzig-gelappte, unterseits kurzflaumige Blätter, eine mit pfriemlichen, sparrigen Schuppen versehene Becherhülle, und sehr große, walzige und gestielte Eicheln.

Diese Eichen, deren Rinde und Früchte zum medizinischen Gebrauche verwendet werden, finden sich im größten Teil von Europa.

Die im Frühjahre von jungen Stämmen gewonnene, getrocknete Rinde kommt in gerollten, finger- bis daumendicken und dickeren Röhren vor. Dieselbe ist außen weißlich-grau, von etwas älteren Zweigen rau und warzig, von jüngeren glatt und glänzend, auf der Innenfläche blass braun-rot, unterbrochen längsriefig, auf dem Querbruch fleisch-rötlich und nach innen lang- und grobfaserig. An sich ist die Rinde fast geruchlos, wird sie jedoch befeuchtet, so riecht sie lohartig, dabei hat sie einen stark zusammenziehenden, bitterlichen Geschmack und enthält als wichtigsten Bestandteil eisengrünenden Gerbstoff.



Anwendung

Die Eichenrinde ist ein wirksames, kräftig zusammenziehendes Mittel, welches in Pulver und Abkochung, jedoch selten innerlich, bei Wechselfiebern und überhaupt bei Schwäche und Erschlaffung der Muskelfaser, meist äußerlich bei örtlichen Schwächezuständen und darauf beruhenden Vorfällen, Blut- und Schleimflüssen, bei bösartigen Geschwüren, schlaffen Wunden, Skropheln, englischer Krankheit und Durchliegen, zu Bähungen, Bädern und Einspritzungen in Anwendung kommt.

Der weiße, feste, ans den zwei dicken Keimblättern bestehende Kern der Eicheln, welcher beim Trocknen meist eine grauliche oder bräunliche Farbe annimmt und dabei sehr hart wird, ist geruchlos und besitzt einen süßlich-bitterlichen, ebenfalls sehr herben Geschmack. Er enthält außer Gerbstoff und bitterem Extraktivstoff hauptsächlich viel Stärkemehl.

Anwendung

Die Kerne werden nur in geröstetem Zustande — geröstete Eicheln — in welchen sich ein brenzliches Öl und viel bitterer Stoff entwickelt hat, — in Abkochung als Eichelkaffee angewendet. Dieselben geben dann ein gelind zusammenziehendes, nährendes und stärkendes Getränke ab, welches sich nach länger fortgesetztem Gebrauche bei erschlafften Unterleibsleiden, bei mangelhafter Ernährung und englischer Krankheit der Kinder wohltätig und heilsam erweist.

Das Holz dieser Eichen liefert ein gutes Brennholz, sowie ein treffliches Bauholz, das sich insbesondere zu Wasserbauten eignet. Die Rinden liefern die in der Gerberei wichtige Lohe, weshalb in den Forsten eigentliche Eichenschälbestände gehalten werden, um die für die Gerbereien notwendige Lohe zu erzeugen. Dem ungeachtet müssen zu diesem Zwecke bedeutende Quantitäten aus Nordamerika importiert werden. Die burgundische oder Zerreiche liefert die sogenannten französischen Galläpfel, welche rötlich-glatt und schlechter sind als die türkischen.

In der Tierheilkunde finden die Präparate der Eiche vielfache Anwendung. So wird die Eichenrinde in jenen Fällen verordnet, wo zusammenziehende Mittel am Platze sind, doch wird sie bei schwacher Verdauung schwer vertragen, weshalb die Weidenrinde, die Kastanienrinde etc. zum inneren Gebrauche sehr oft den Vorzug verdienen. Die Gabe, in der sie gereicht wird, ist für Pferde und Rinder 15 – 45, für Schafe, Ziegen und Schweine 4 – 12, für Hunde und Katzen 0,6 – 4 g. Man gibt sie innerlich am besten in Abkochung, und fast immer in Verbindung mit bitteren oder aromatischen Mitteln, bei Durchfall auch mit Schleim oder Opium, bei Faul- und Nervenfiebern mit Mineralsäuren, Terpentinöl, Kampfer u. s. w. Bojanus empfiehlt bei langsam verlausendem Milzbrand, ob jedoch mit viel Erfolg, möchten wir dahingestellt sein lassen, Eichenrinde 120, Kalmuswurzel 60, Kampfer 15 g mit Mehl und Wasser zu einer Latwerge zu machen, dieselbe täglich auf 4 Gaben zu verteilen und sie in solcher Gabe dem Rinde zu geben. Äußerlich wendet man sie bald allein, bei Gelenk- und Sehnenscheiden-Wunden, bei zu starken Ausdehnungen, bald wieder mit anderen entsprechenden Mitteln an, z. V. bei zu reichlich eiternden Wunden und Geschwüren bloß mit Kohlenpulver oder bei stark jauchenden schlaffen oder selbst brandigen Geschwüren, mit pulverisierter Holzkohle, mit Kampfer und Myrrhe, wozu man von den ersten beiden je 30 g, von den letzteren Mitteln je 4 g zu einem gleichmäßigen Pulver zusammenmengt und nach Verhältnis der Menge der sich bildenden Jauche eine entsprechende Qualität täglich 2 – 3 mal auf das Geschwür streut, nachdem dasselbe zuvor gereinigt worden ist. Will man noch mehr zusammenziehen und austrocknen, so setzt man dem Eichenrindenpulver noch Eisen-, Zink- oder Kupfervitriol oder auch Alaun in verschiedener Menge zu. Die zum äußerlichen Gebrauch bestimmten Abkochungen werden gleichfalls nach Bedürfnis der Zufälle entweder rein oder mit aromatischen, spirituosen etc. Mitteln versetzt, angewendet. Zu ihrer Bereitung kann man stets und namentlich wenn sie zu Fußbädern verwendet werden sollen, sehr zweckmäßig die grobgepulverte frische Gerberlohe benutzen, da dieselbe bei gleichen Eigenschaften viel wohlfeiler ist. Die Eichenblätter können ebenso wie die Eichenrinde angewendet werden, doch muss dies in stärkeren Gaben geschehen.

Die Eicheln wirken gelinde zusammenziehend und nährend, in welch’ letzterer Beziehung sie für Schweine ein sehr kräftiges Nahrungsmittel sind, zugleich dienen sie als gesundheitsförderndes Heilmittel bei verschiedenen langandauernden Krankheiten der Schafe und Schweine, z. B. bei schlechter Verdauung, Durchfall, bei Eingeweidewürmern, Wassersucht, Fäule, bei der Borstenfäule der Schweine, bei anhaltenden Hautausschlägen. Schweine bekommen sie in ungestoßenem Zustand, für die Schafe und die übrigen, Tiere muss man sie jedoch grob pulverisieren, und zwar geschieht dies im rohen oder im anrösteten Zustand. Man reicht gewöhnlich ohne genaue Bestimmung der Menge 1 – 2 Hände voll auf ein Futter, in Verbindung mit Mehl, Kleie, Schrat etc., etwas angefeuchtet oder als Getränk. Hierbei empfiehlt es sich, etwas Kochsalz zuzusetzen. Bei Durchfall und Ruhr der Schweine bereitet man aus einem Ausguss von Kamillenblumen und Mehl einen dünnen Brei, dem man noch 2 – 3 Löffel voll geröstetes Eichelmehl zuschüttet, und dann den Tieren vorsetzt. Andere Tiere vertragen die Eicheln nicht so leicht.

Galläpfel-Eiche

(Q. infectoria)

Ist ein 2 Meter hoher Strauch oder ein kleiner Baum mit einem krummen, verbogenen Stamm, dessen, kurzgestielte Blätter beiderseits mit 3 oder 4 breiten stachelspitzigen Zähnen, versehen, und die unterseits seegrünlich sind. Die fast walzigen Früchte haben einen stark vertieften Becher. Findet sich in Gebirgsgegenden von Kleinasien, Syrien und Persien.

Diese Eiche liefert die bessere Sorte Galläpfel, wie die harten, holzigen, durch den Stich der Galleichen-Gallwespe auf den jüngeren Zweigen hervorgebrachten Auswüchse genannt werden, in deren Höhlung, die Made, und später die Puppe des Insekts eingeschlossen ist, das nach seinem Ausschlüpfen den Auswuchs durch eine in denselben hineingemachte runde Öffnung verlässt. Von den verschiedenen bekannten Sorten sind die schwarzen Galläpfel die besseren, von denen wieder die aleppischen am meisten geschätzt werden. Sie werden gesammelt, bevor die Gallwespe ausschlüpft und sind dann fast kugelig, von 1 – 2 mm Durchmesser und verdünnen sich an dem Ende, mit welchem sie an den Zweig, angeheftet waren, oft in einen kurzen Stiel. Mehr oder weniger höckerig und feinrunzelig rau, von dunkel grünlicher oder bräunlich-grauer Farbe sind die Galläpfel schwer und von dichtem Gefüge und schließen im Innern unter einer dicken, gelb- oder graubräunlichen Rinde einen braunrötlichen oder fleischrötlichen Kern ein, in welchem sich die kleine Höhlung für die Made oder Puppe befindet. Sie besitzen keinen Geruch, aber dafür einen äußerst herben und zusammenziehenden Geschmack.

Anwendung

Wegen ihrer höchst zusammenziehenden Wirkung werden sie nur sehr selten innerlich, etwa bei hartnäckigen Schleimflüssen, oder anderen reichlichen Absonderungen, ferner bei Wechselfiebern und insbesondere bei Vergiftungen durch Brechweinstein angewendet. Auch äußerlich, wo sie in ähnlichen Fällen wie die Eichenrinde, vorzüglich aber bei, Vorfällen des Mastdarms empfohlen werden, bedient man sich ihrer nicht häuslich. Galläpfelpulver frisst faules Fleisch. Die Galläpfeltinktur wird als ein empfindliches Reagens auf Eisen und tierische Gallerte geschätzt. Wenn man schwere Galläpfel in Öl siedet, dieses durch ein Tuch ablaufen lässt und die Galläpfel an der Sonne trocknet, zu Pulver zerstößt und nochmals in Regenwasser absiedet, so erhält man ein Wasser, das Bart und Haare schön schwarz färbt.

In der Tierheilkunde wendet man das aus den Galläpfeln als ein gelbweißes, schwammig-trockenes Pulver dargestellte Tannin bei Ruhr, Diarrhöe, Harnruhr, Blutharnen, bei durch Brechweinstein, Strychnin, Opium und Belladonna erzeugten Vergiftungen an, sodann äußerlich gegen Blutungen, Gelenk- und Sehnenwunden, Speichelsisteln, üppige Wucherung, kraftlose Augenentzündungen mit großer Auflockerung der Bindehaut, Vorfall des Mastdarms, weiche Gallen, brandige und typhöse Geschwüre an. Man gibt Pferden und Rindern 2 – 4, Schafen, Ziegen und Schweinen 0,6 – 2, Hunden und Katzen 0,12 – 1,8 g im bloßen Wasser oder in, bitteren und aromatischen Flüssigkeiten, sowie in Latwergen und Pillen. Äußerlich wird es als Pulver dick aufgestreut und wo es angeht, mit einem Druckverband bedeckt oder auch in mehr oder weniger konzentrierten Auflösungen, in Wasser, aromatischer Flüssigkeit oder Weingeist angewendet.

Ihre häuslichste Verwendung finden die Gallapfel in der Industrie, nämlich in der Färberei und in der schwarzen Tintenfabrikation.

Ziegenbart – Eiche

(Q. aegyIops)

Knoppereiche, ist ein großer, schöner, der Wintereiche ähnlicher Baum, dessen jüngere Zweige flaumig sind. Die 9 – 15 cm langen und 4 – 7 cm breiten Blätter sitzen auf 12 – 18 mm langen Blattstielen. Die fast walzigen Früchte sind 3 – 4 cm lang, auf dem Scheitel eingedrückt, zitzenwarzig. Die sehr großen, 3 – 4 cm tiefen Becher haben mit den starren, abstehenden Schuppen 4 – 9 mm im Durchmesser und sind außen unter dem kurzen greisgrauen Filze braunrot und innen dicht grausilzig. Findet sich im südlichen Europa und im Orient.



Anwendung

Die Fruchtbecher dieses Baumes kommen unter dem Namen levantische Knoppern oder Belanide in Handel und werden in der Gerberei und Schwarzfärberei benützt.

Korkeiche

(Q. suber)

Ist ein 10 – 12 Meter hoher Baum, der au seinen jüngeren Stammen und Ästen eine glatte Rinde hat, welche an älteren Stämmen und Ästen sehr dick, schwammig, außen sehr uneben, weißgrau, innen braunrötlich ist und größtenteils aus Korksubstanz besteht, die sich von Zeit zu Zeit ablöst, um sich dann wieder auf’s neue zu ersetzen. Die Blattstiele samt den jüngeren Zweigen sind filzig, deren Blätter lederig-starr, oberseits trüb-grau und glänzend. Die Früchte werden wie Kastanien geröstet, und gegessen, und bilden für Vögel und andere Tiere ein angenehmes Futter, sie sind eiförmig-walzig und deren Becher greisgrau-filzig. Findet sich im südlichen Europa, in Frankreich, Italien, Spanien, im nördlichen Afrika und im Orient.
Die dickere, äußere, leicht schwammige Rindenschicht, ist das im Handel vorkommende Pantoffelholz oder der Kork, welcher erst von Bäumen eines gewissen Alters brauchbar ist (sie müssen mindestens 15 Jahre alt sein), denen er jedoch wiederholt abgenommen werden kann, da er sich längere Zeit hindurch wieder ersetz. Von 8 zu 8 Jahren kann die Rinde immer wieder abgeschält werden.

Anwendung

Der Kork ist als Material zu Stöpseln von großer Wichtigkeit, auch liefert der Kork eine seine, zu manchen chemischen Operationen und zu Zahnpulvern sich eignende Kohle, welche auch innerlich bei Durchfällen und Blutflüssen u. äußerlich in Salbenform bei Hämorrhoidalknoten verwendet wird.

Kermes-Eiche

(Q. coccifera)

Hat kleine, kurzgestielte, eirunde oder längliche, am Grund schwach herzförmige, dornig-gezahnte, lederige, beiderseits kahle und glänzende Blätter, ferner kurzgestielte Früchte, deren Becher starre, abstehende Schuppen haben. Es ist ein immergrüner baumartiger Strauch, der im südlichen Europa und im Orient heimisch ist. Auf diesem Strauch lebt die sog. Kermesschildlaus, deren kugelige, geschwollene, erbsengroße, rotbraune Weibchen als Kermeskörner, Scharlachkörner, Kermesbeeren oder Karmesinbeeren in den Handel kommen.

Anwendung

Diese Kermeskörner finden heutzutage nur noch in der Färberei Verwendung, in früheren Zeiten brauchte man sie auch als Heilmittel, werden auch noch hier und da zum Färben der Weine verwendet, wovor jedoch gewarnt werden muss, da es der Gesundheit im höchsten Grade unzuträglich ist.

Quercitroneiche, Färbereiche, Schwarzeiche

(Q. tinktoria)

Ein hoher Baum mit kurzgestielten, länglich-ovalen, schwach ausgeschweiften, gezähnelten und flaumigen Blättern und rundlichen Eicheln, findet sich in Nordamerika. Die Rinde des Baumes ist das sogen. Quercitronholz, welches einen dauerhaft färbenden gelben Farbstoff enthält.

Anwendung

Dasselbe wird unter dem Namen Quercitronholz nach Europa gebracht und daselbst, wie schon gesagt, zum Gelbfärben verwendet.

Bildnachweis: „Reither Eiche“ von Rainer Lippert – Eigenes Werk. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons



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