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gebräuchliches Gnadenkraut

gebräuchliches Gnadenkraut

gebräuchliches Gnadenkraut

(Gratiola)

Gattung der Familie Kugelblumengewächse mit tief 5 teiligem, gleichem Kelche, 2 lippiger Blume, wobei die obere Lippe ausgerandet und 2 spaltig, die untere 3 spaltig und mit gleichen Zipfeln versehen ist. Auf dieselbe folgt eine 2 fächerige, vielsamige Kapsel.

Gebräuchliches Gnadenkraut

(G. officinalis)

Gottesgnadenkraut, wilder Aurin, weißer Aurin, Purgierkraut, Gichtkraut, echtes Gnadenkraut, hat einen, unter der Erde kriechenden, astigen, gegliederten, an den Gelenken mit gegenständigen, braunen Schuppen und mit Wurzelzasern besetzten Wurzelstock, der einen 30 – 45 cm hohen, einfachen oder astigen, unterwärts stielrunden Stengel treibt, dessen Blätter, zumal unterseits, nebst den Deckblättchen und Kelchzipfeln, feindrüsig-punktiert sind. Die weißlichen oder blass-rötlichen Blumen sind mit dunklen Streifen versehen und haben eine gelbliche Röhre, die gegen den Schlund, mit büscheligen, kolbigen und gelben Haaren besetzt ist.

Wächst auf feuchten Wiesen und an Ufern im größten Teile des südlichen und mittleren Europas und blüht vom Juli bis September.

Als Gottesgnadenkraut sind die ganzen blühenden Stengel gebräuchlich, welche ziemlich geruchlos sind, einen starken und widerlich-bitteren Geschmack besitzen und als wirksame Bestandteile ein scharfes Weichharz und einen bitteren noch nicht genauer untersuchten Stoff enthalten.




Anwendung

Das Gottesgnadenkraut ist ein stark abführendes Mittels welches in kleinen Gaben die Tätigkeit in den Unterleibsorganen zumal in den Schleimhäuten und Nieren vermehrt. Daher verordnet man dasselbe innerlich in Pulver und Abkochung bei Kraftlosigkeit derselben, dann bei manchen Geisteskrankheiten, Trübsinn, Niedergeschlagenheit, Magen-, Unterleibskrankheiten, schmerzhafter Stuhlverstopfung, Hämorrhoiden, und langwierigen Hautkrankheiten an, aber nur in kleinen Gaben, da es sehr heftig und sogar giftig wirkt, und in größeren Gaben schon häufig Magenentzündung hervorgerufen hat, am besten ist, man kocht 4 g Stengel und Blätter auf 1 Liter Wasser ab und nimmt von dem Absud alle 3 – 4 Stunden 1 Esslöffel voll.

Bei Jodvergiftung, ist das Gnadenkraut ein wirksames Gegenmittel.
Äußerlich wendet man dasselbe ebenfalls in Pulverform oder auch das frische zerquetschte Kraut bei Geschwüren, Knochenfraß, Gichtknoten etc., jedoch gegenwärtig seltener als früher an.

Ein gebräuchliches Präparat ist das geistige Extrakt, welches bald aus der frischen Pflanze, bald aus dem gepulverten trockenen Kraute hergestellt wird. Man gibt das Pulver zu 0,1 – 0,2 g in kleiner, zu 1 – 2 g in voller Gabe. Der Aufguss besteht aus 8 – 12 g auf 180 g Kollatur.

In der Homöopathie ist die Tinktur der frischen Pflanze bei langwierigen Unterleibsbeschwerden zur Herstellung eines richtigen Stuhlgangs, bei nässenden ätzenden Hautausschlägen und bei der Schwermut im Gebrauch.

Ferner passt dasselbe auch in der Homöopathie für Jodvergiftung, Flechtenaus- schlage, Magenkrampf, Kreuzschmerzen, ziehende Schmerzen im Rücken, Kurzatmigkeit, Auftreibung des Unterleibs, Hartleibigkeit, langwierigen Magenleiden, Verstopfung bei dauernden Unterleibsleiden, schmerzhaften Hämorrhoidalknoten.
Man gibt 1 Tropfen der 2., 3., 4. Verdünnung 1 – 2 mal täglich oder alle 2 Tage.




In der Tierheilkunde dient das Gnadenkraut in kleinen Gaben als ein schleimauflösendes, urin- und wurmtreibendes Mittel, in großen Gaben aber als Purgier- und Brechmittel gegen schlechte Verdauung, Verschleimung, Würmer, Gelbsucht, Wassersucht und gegen die Bräune der Schweine. Es wirb jedoch selten angewendet, obgleich es als inländisches und kräftiges Mittel häufiger versucht zu werden verdiente.

Man kann das trockene Kraut und die Wurzel für Pferde und Rindvieh zu 8 – 15 g, für Schafe und Schweine zu 1,25 bis 2,5 g, für Hunde zu 0,3 – 0,6 g, täglich 2 mal als Purgier-, als Brechmittel aber in der 4 – 6 fachen Menge geben. Vom frischen Kraut darf die Gabe um die Hälfte stärker sein. Die Anwendung geschieht am besten als Abkochung und Schweinen gibt man das Pulver in Buttermilch oder saure Milch gerührt.

In unreinen, trägen Geschwüren erregt das Mittel stärkere Tätigkeit und kann daher in dieselben als Pulver eingestreut oder als Abkochung zum Waschen benutzt werden. Das Extrakt ist, und zwar mit Unrecht, nicht gebräuchlich.

Bildnachweis: By Epibase (Own work) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

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