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Stechapfel

Frucht d. gemeinen Stechapfels

Stechapfel

(Datura)

Gattung der Familie Nachtschattengewächse mit röhrigem Kelche und 5 spaltigem Saum, der über dem bleibenden Grunde umschnitten abfällig ist. Die trichterige Blume hat einen gefalteten, kurz- 5 spaltigen Saum. Die 5 Staubgefässe sind unten an der Blumenröhre befestigt und die auf dem vergrößerten, scheibenförmigen Kelchgrunde aufsitzende Kapsel ist unvollständig 4 fächerig und 5 lappig, dabei aber vielsamig.



Gemeiner Stechapfel

(D. stramonium)

Dornapfel, Rauchapfel hat einen 6 – 15 dm hohen, mit sperrigen Ästen versehenen, stielrunden, glatten und kahlen Stengel, dagegen sind die inneren Seiten der Äste, der Blatt- und Blütenstiele, Kelche und jüngeren Blätter flaumhaarig. Der gelb-grüne Kelch hat eirund-dreieckige, zugespitzte Zipfel. Die weiße Blume hat einen gefalteten, fünfeckigen Saum, mit lang gespitzten Ecken. Die eiförmige, stumpfe Kapsel ist mit geraden, pfriemlichen Stacheln bewehrt.

Wächst auf Schutt, an Wegen, auf ödem und unbebautem Lande und blüht vom Juli bis September. Stammt aus dem nördlichen Ostindien, ist aber scholl feit geraumer Zeit im größten Teile von Europa heimisch geworden.

Es giebt mehrere Spielarten:

  1. Die stahlblaue mit gesättigt-violettem Stengel, Blattstielen und Blattnerven, violett-angelaufenen Kelchen und blass-violetten Blumen,
  2. Die wehrlose mit stachellosen Kapseln.
  3. Auch gibt es eine Spielart mit tiefen, oder doppelt-buchtig gezähnten Blättern.

Im medizinischen Gebrauche sind die getrockneten, seltener die frischen Blätter — Stechapfelkraut und Stechapfelsame.
Die Blätter, welche zur Blütezeit gesammelt werden sollen, sind im frischen Zustande oberseits dunkel, unterseits blässer grün, haben einen, zumal beim Welkwerden, widrigen und betäubenden Geruch- und einen ekelhaft-bitteren, etwas salzigen Geschmack. Im getrockneten Zustande sind sie mehr gleichfarbig, nämlich graubräunlich grün, und Geruch und Geschmack haben an Stärke verloren.

Der charakteristische Bestandteil derselben ist ein krystallisierbares Alkaloid, das Dalurin.
Die nierenförmigen oder schief eirunden, flach zusammengedrückten, etwa 1 ½ mm langen und ½ mm breiten Samen sind feingrubig punktiert. Unter der Lupe betrachtet, sind sie auf den Grübchen und höckerartigen Runzeln noch fein eingestochen-punktiert, schwarz oder dunkelbraun. Ohne Geruch haben sie einen widerlich-bitterlichen, etwas scharfen Geschmack und enthalten neben dem Daturin namentlich noch fettes Öl.



Anwendung

Kraut und Samen besitzen eine kräftige, betäubend-scharfe Wirkung, die sich vorzugsweise auf die Unterleibsnerven und das Rückenmark erstreckt. Sie werden bei mancherlei langwierigen Nervenkrankheiten, zumal bei sehr schmerzhaften gichtisch-rheumatischen Leiden, bei Geistesstörungen mit aufgeregtem Geschlechtstrieb, bei Fallsucht, Lähmung, Gesichtsschmerz, Wasserscheu und Keuchhusten angewendet. Am gebräuchlichsten ist die Tinktur der Samen, dann das Pulver des Krautes, seltener der Aufguss und der Auszug der frischen Blätter. Das trockene Kraut wird auch äußerlich zu Breiumschlägen und Bähungen verwendet, und das Rauchen desselben wird als heilsam bei Engbrüstigkeit und Brustkrämpfen empfohlen.

In der Homöopathie ist der frische, mit Weingeist vermischte Saft des Krautes oder die Tinktur der Samen ebenfalls gegen verschiedene Geistes- und Gemütskrankheiten, krampfhafte Leiden, namentlich Brustkrämpfe, Glieder- und Gelenkschmerzen, Fallsucht, Gehirnentzündung, nervöses Gehirnleiden, Veitstanz, starre Schlafsucht, Nervenfieber nach der Cholera, Masern und Schluchzen gebräuchlich, auch bei einigen allsteckenden Fiebern und gegen gewisse Formen von Wasserscheu empfohlen worden.
Man gibt 1 – 2 Tropfen der reinen Tinktur oder 1., 2., 3. Verdünnung in rasch verlaufenden Krankheiten alle 4 – 6 Stunden, in langwierigen aber 1 – 2 mal täglich wiederholt.

In der Tierheilkunde kann der gemeine Stechapfel innerlich und äußerlich wie die Tollkirsche angewendet werden.

Die homöopathischen Tierärzte wenden dieses Mittel mit Erfolg gegen Dummkoller, Schwindelanfälle, Fallsucht, bei Veitstanz und Zuckungen, nach der Staupe junger Hunde und gegen den beginnenden schwarzen Star (Amanrose) mit Erfolg an. Als Vorbauungsmittel gegen die Wutkrankheit steht der Stechapfel der Tollkirsche weit nach. Nach Dr. Groß wäre das Mittel in der Gnubberkrankheit der Schafe zu versuchen.

Bildnachweis: By Corin Royal Drummond from Ajijic, Jalisco, Mexico (Flickr) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons



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