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Der kritische Blick

Der Olympische Fackellauf: Eine Idee der Nazis?


Es gibt Gerüchte, die halten sich hartnäckig. Und immer wieder betreffen sie auch die Zeit, als Deutschland unter der Führung Hitlers stand. Doch bei genauem Hinsehen sind die vermeintlichen „Erfindungen“ Hitlers nichts weiter als laue Luft. Zum Beispiel der Olympische Fackellauf.

Bundesarchiv, Bild 146-1976-116-08A / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Bundesarchiv, Bild 146-1976-116-08A / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons

Viele von uns haben schon in Kindheitstagen eingeredet bekommen, Adolf Hitler habe die Autobahn erfunden. Bis heute hält sich in vielen Köpfen diese Annahme. Tatsächlich aber ist das Unsinn. Weder hat Hitler in Deutschland die erste Autobahn gebaut noch war er international ein Pionier. In Deutschland war es vielmehr Konrad Adenauer, der im Jahr 1932 als Oberbürgermeister der Stadt Köln die A 555 für den Verkehr freigab. Hitler schlachtete das später nur für seinen Zwecke aus. Und wie ist es mit dem Olympischen Fackellauf? Auch hier heißt es oft, dieser sei eine Erfindung der Nazis. Und wieder: Fehlanzeige.

Der Olympische Fackellauf ist eine jüdische Erfindung

Die Olympischen Spiele im Jahr 1936 waren für die Nazis ein willkommener Anlass, um sich in ein möglichst glänzendes Licht zu setzen. In der Zeit nach der Naziherrschaft entstand das Gerücht, der Fackellauf von damals sei von den Nazis erfunden worden, um ihre Propaganda effektiver wirksam werden zu lassen. Aber der Olympische Fackellauf ist nicht in den Köpfen der Nazis entstanden. Sie haben lediglich von kreativen Menschen profitiert. Einer davon heißt Alfred Schiff. Der jüdische Archäologe lebte von 1863 bis 1939 und kann als der Vater des Olympischen Fackellaufs bezeichnet werden.

Wer war Carl Diem?

Carl Diem (1882 bis 1962) war im Jahr 1920 der Begründer der „Deutschen Hochschule für Leibeserziehung“ in Berlin. Es heißt, dass er sich unter der Naziherrschaft opportun verhielt. Scheinbar aber nicht opportun genug, denn am liebsten hätten die Nationalsozialisten ihn beseitigt. Dies gelang wohl nur deshalb nicht, weil er schon 1933 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) als Generalsekretär für das Organisationskomitee der Spiele berufen wurde. Wahrscheinlich nur deswegen war Diem in der Lage, seinen langjährigen Freund Alfred Schiff zu unterstützen. Daran konnte auch die Kündigung der beiden von der Hochschule nichts ändern. Die Idee des Olympischen Fackellaufs geht auf Schiff zurück, für die Umsetzung war im wesentlichen Diem verantwortlich. Den Ruhm für die Kreativität versuchten sich die Nazis auf die Fahnen zu schreiben. Und ewig Gestrige werden das wohl heute noch tun, auch wenn daran nichts Wahres ist.

Das erste Olympische Feuer

Ganz offiziell gab es das erste Olympische Feuer im Jahr 1928 in Amsterdam. Der belesene Alfred Schiff war fasziniert von dieser Symbolik und begab sich auf die Suche nach alten Gemmen-, Vasen- und Reliefbildern, die bereits Abbildungen von Fackelläufen zeigten. Diese Idee entwickelte Schiff weiter, sie war also das Ergebnis der akribischen Arbeit des jüdischen Archäologen.

Die Grausamkeit der Nazis bekam Schiff in ihrer ganzen Härte zu spüren. Seine Frau und die beiden Töchter mussten schon früh nach England flüchten, er selbst starb am 7. Februar 1939. Zu dieser Zeit war er bereits ein verzweifelter und einsamer Mann. Die Nazis hatten ihm letztlich alles genommen. Doch der Olympische Fackellauf bleibt seine Erfindung.


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