Hauptmenü

Krähenaugenbaum

Brechnuss-Frucht

Krähenaugenbaum

(Strychnos)

Gattung der Familie Drehblümler, mit freiem, 4 – 5-zähnigem, oder spaltigem Kelche, röhrig trichteriger mit 4 – 5-teiligem Saume versehener Blume, und fester, trockener, inner saftig breiiger, 1-fächeriger und 2- bis mehrsamiger, dickschaliger Beere, deren scheibenförmig zusammengedrückte Samen schildig, an einem achselständiger Samenträger angeheftet sind.

Echter Krähenaugenbaum

(St. Nuxvomia)

Ist ein ziemlich ansehnlicher Baum, mit einem dicken, meist krumm gebogenem Stamme. Die 4 ½ – 12 cm langen und 3 – 9 cm breiten Blätter umgeben weitglockige, kurz 5-zähnige Kelche, die 1 ½ cm lange, gelbgrünlich weiße, mit eirund länglichen, spitzen Saumzipfeln versehene Blumen enthalten. Die 6 – 9 cm im Durchmesser haltende Beere ist Pomeranzen gelb und enthält unter der Schale einen weißlichen, gallertigen, 4 bis 8 Samen einhüllenden Brei. Wächst in Ostindien, namentlich in Koromandel.

Die Samen dieses Baumes sind die gebräuchlichen Krähenaugen oder Brechnüsse (Brechnuss), welche kreisrund oder oval, scheibenförmig zusammengedrückt, meist auf einer Seite etwas vertieft, in der Mitte genabelt, auf dein stumpfen Rande meist mit einer dünnen, vorspringenden Leiste umzogen, 2 – 3 mm breit und beinahe 1 mm dick, Hellgran, ins gelbbräunliche ziehend und von dem sehr dicht anliegenden Haarüberzug seidenglänzend sind. Sie haben harte, hornartige, gelblich weiße oder bräunlich graue Samenkerne, die aus zwei leicht trennbaren Platten des Eiweißkörpers bestehen, zwischen welchen gegen die eine Seite des Umfanges, der Keim mit seinen eirunden, spitzen, 5-nervigen Keimblättern liegt. Die Samen sind nahezu geruchlos, aber von einem widerlichen, äußerst bitteren Geschmack und enthalten als besondere Bestandteile die der ganzen Gattung Strychnos eigenen, bitteren Alkaloide Strychuin, Bruoin und Igasurin.



Anwendung

Die Krähenaugen sind eines der heftigsten Pflanzengifte, dessen reizend betäubende Wirkung sich auf das Rückenmark und die von diesem abgehenden Bewegungsnerven erstreckt. Sie stehen daher als ein wichtiges Heilmittel in Ansehen bei Lähmungen, zumal der unteren Gliedmaßen, bei Fallsucht, Brustkrampf und vielen anderen krampfhaften Leiden, auch gegen Wechselfieber, Ruhr, Stockungen im Unterleibs, Wurmleiden u.s.w.

Man wendet das Pulver in kleinen Gaben zu 0,01 – 0,1 g einige mal des Tages, jedoch selten, die Gesamtgabe auf den Tag zu 0,03 g an, gewöhnlich gibt man 0,002 – 0,005 – 0,008 g zwei bis dreimal täglich, wobei jedoch mit großer Vorsicht zu Werke gegangen werden muss. Das Strychnin und das Salpetersäure Strychnin, welche die Pharmakopöe aufgenommen hat, werden sowohl innerlich in Alkohol gelöst, in Pulver- und Pillenform oder mit etwas Zucker abgerieben oder in Fett zum Einreiben verordnet, aber auch hierbei muss mit großer Vorsicht zu Werke gegangen werden, nie gebe man das Mittel ohne ärztliche Vorschrift, und auch da wende man stets die größte Sorgfalt an. Anzeichen von stattgehabter Vergiftung sind Starrkrampf, kurzer keuchender Atem, große gesteigerte Reizbarkeit der Haut, Stimmritzenkrampf, Atembeschwerden, Rückenkrampf, Schlagfluss und schließlich Tod, dessen Eintreten sich durch Luftröhrenschnitt zuweilen noch verhüten lässt. Als Gegenmittel gibt man Morphinsalze, in Bittermandelwasser gelöst, Gerbsäure oder Magnesia.

In der Homöopathie werden die Krähenaugen ebenfalls als ein höchst wichtiges Mittel geschützt. Die aus den gepulverten Samen bereitete Tinktur wird bei krampfhaften Leiden, Krankheiten des Unterleibs, des Gebärmuttersystems und der Lungen, bei Geisteskrankheiten, Entzündungskrankheiten, bei wichtigen Erkältungsbeschwerden, bei mehreren seuchenartigen Fiebern und anderen lasch verlaufenden, fieberhaften Krankheiten, bei der Cholera, bei langwierigem Leiden, welche von übermäßigem Genuss des Kaffees und geistiger Getränke, sowie von anhaltenden Geistesarbeiten herrühren, bei Steinbeschwerden, Brüchen, Gelbzucht, Abzehren, Bluterbrechen, Geschwüren, wunden Brüsten, bei raschen und langwierigen Krankheiten des Rückenmarks, Hüftweh angewendet. Man gibt 1 – 2 Tropfen der Urtinktur oder der 3., 6., 12., 15., 18., 24., 30. Verdünnung 1 – 2 mal täglich, oder nach Umständen noch öfter.

In der Tierheilkunde gibt man die Krähenaugen bei Lähmungen z.B. bei jenen, welche nach der Staupe der Hunde zurückbleiben, bei nervöser Kreuzlahme, bei Lähmungen der Empfindungsnerven, bei Krämpfen, z.B. dem Starrkrampf, wenn er nicht durch mechanische Verlegung des Rückenmarks entstanden ist, bei der Fallsucht und bei Krampfkoliken. Man gibt sie ferner in kleineren Gaben dort, wo auch bittere Mittel angezeigt sind, wie bei Verdauungsschwäche, bei langandauerndem Durchfall, bei der Ruhr. Man reicht Pferden 1,826 – 7,5 g, Rindern bis 15 g, Schafen und Schweinen 1,25 bis 1,826 – 3,75 g, Hunden 0,1 – 1,0 g, in Zwischenräumen von mehreren Stunden, wobei man die Vorsicht zu beobachten hat, stets mit kleineren Gaben anzufangen und alsbald aufzuhören, sowie sich nur leichte Zuckungen einzustellen pflegen. Man gibt sie entweder in Abkochung, in Pillen oder Latwergen allein oder mit bitteren und wohlriechenden Mitteln verbunden. Der alkoholische Auszug wird Pferden und Rindern zu 0,1 – 0,5 g, den Hunden zu 0,005 – 0,0125 g gegeben.

Die homöopathischen Tierärzte reichen die Krähenaugen im rheumatischen Starrkrämpfe, gegen Kreuzlahme der Kühe vor und nach dem Kalben, gegen Krampf der Neugeborenen mit Steifheit der Rückenmuskeln und der Gliedmaßen, gepaart mit Hartleibigkeit und Verstopfung, gegen rheumatische Lähmungen, gegen Magenleiden, bei Mangel an Fresslust, weiß oder schmierig belegter Zunge, angedunstetem Hinterleibe und verzögerter Entleerung festgeformter Darmausleerungen bei Kolikzufällen mit aufgeschürftem Hinterleibe, Hartleibigkeit und Verstopfung, gegen Lecksucht des Rindes, Wurmleiden, Koppen der Füllen und im Typhus der Pferde, namentlich im Anfang dieser Krankheit.




Bildnachweis: By Marco Schmidt[1] (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Ähnliche Einträge


Kommentare sind geschlossen.